Das Gefühl des unangestrengten Laufens

Noch 168 Tage bis Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt noch einmal einen Marathon laufen will. Und das mit 70 Jahren! Er hat sich hohe Ziele gesetzt und ist fest entschlossen, die 42,195 Kilometer in unter 3:30 Stunden zu schaffen. In diesem Blog berichtet er über seine Vorbereitung, seine Ziele und von den Höhen und Tiefen, dass das Lauftraining mit sich bringt.

Die letzte Trainingswoche lief leider nicht so wie erhofft. Aufgrund einiger beruflicher Termine konnte ich nicht wie geplant trainieren. Am Montag habe ich nach fünf aufeinanderfolgenden Lauftagen bewusst einen Ruhetag eingelegt. Danach bin ich von Dienstag bis Donnerstag teilweise etwas gehetzt, insgesamt sechsunddreißig Kilometer gelaufen und Freitag konnte ich aus Termingründen nicht laufen. Morgens um 8 Uhr fand schon ein Sponsorengespräch statt, um 18:30 Uhr spielte Holstein Kiel und tagsüber war auch einiges zu erledigen. Wenn ich noch so hart und ehrgeizig wäre wie früher, hätte ich trotzdem um 5:30 Uhr oder um 23 Uhr laufen können. Aber ehrlicherweise schaffe ich das heute nicht mehr. Schon die normalen Tage kosten mich eine Menge Energie und ich benötige davon die notwendige Erholung. Da muss ich heute einfach wohl auch altersbedingt andere Maßstäbe an mich anlegen. 

Am Sonnabend wollte ich dann etwas länger laufen und hatte mir dafür schon eine entsprechende Runde ausgedacht. Das Wetter war ehrlicherweise nicht sehr gut, es wehte ein starker Wind und immer wieder regnete es. Das Loslaufen fiel mir daher etwas schwerer als üblich, aber als ich erst unterwegs war, stellte sich der Spaß recht schnell ein. Ich hatte mir ein Tempo von 5:40 Minuten pro Kilometer vorgenommen. Den ersten Kilometer lief ich auch genau in der Zeit, aber dann wurde ich ungewollt schneller. Dabei hatte ich das Gefühl, ich bremse das Tempo und versuche bewusst langsam zu laufen. Dieses Gefühl des unangestrengten Laufens mit der Möglichkeit jederzeit das Tempo erhöhen zu können ist unbeschreiblich schön. Man könnte es auch als Laufen wie Fliegen bezeichnen. Ich erinnerte mich an früher, wo ich häufig derartige Läufe absolviert habe und glaube, dieses Gefühl kommt auf, wenn man seine Energie größtenteils aus Körperfetten gewinnt. Ich bilde mir ein, dass mein Körper sich möglicherweise noch an alte Trainingsgewohnheiten erinnert. Ein kürzliches Gespräch mit einem Mediziner bestärkt mich in dieser Annahme. Am Ende lief ich 21,5 Kilometer in einem Kilometerschnitt von 5:21 Minuten. Auch wenn es immer müßig ist zu spekulieren, aber ich glaube, ich könnte aktuell 1:45 Stunden bei einem Halbmarathon laufen. Dieses Tempo reicht zwar noch nicht für mein Ziel 3:30 Stunden, aber es ist zu diesem Zeitpunkt ein schönes Zwischenfazit und bestärkt mich weiter, auf einem guten Weg zu sein. Etwas nachdenklich machen mich die beiden letzten Läufe bezüglich meiner Herzfrequenz. Normalerweise laufe ich die ersten Kilometer mit 110 bis 120 Schlägen. Bei diesen Läufen lief ich die ersten Kilometer jedoch mit 150 Schlägen. Nach einigen Minuten normalisierte sich die Herzfrequenz allerdings und mein Herz schlug wie gewohnt. Trotzdem frage ich mich, was ist der Grund, liegt es an mir oder misst der Gurt der Garmin falsch. Auf jeden Fall werde ich diese Tatsache weiter im Auge behalten müssen. Mein Plan für Sonntag war, fünfzehn Kilometer laufen. Somit hätte ich die letzte Woche mit 73 Kilometern abgeschlossen und es wäre die bisher umfangreichste seit meinem Beginn der Marathonvorbereitung geworden.

Aber es kam dann völlig anders...

Ich wachte Sonntag morgen mit derart starken Kopfschmerzen auf, dass mir das Laufen unmöglich erschien. Auch meine sonstige körperliche Verfassung war nicht so wie gewohnt, sodass ich nicht lief. So blieb meine Wochenleistung bei 58,1 Kilometer stehen. Seit Wochen habe ich nicht mehr in die Corona-Warn-App geschaut. Warum auch immer, an diesem Sonntag tat ich es. Und ich erschrak. Laut der App habe ich ein erhöhtes Infektionsrisiko, da ich mindestens einer nachweislich Corona-positiv getesteten Person über einen längeren Zeitraum und mit einem geringen Abstand begegnet bin. Diese Tatsache mit meiner gleichzeitig schlechten Verfassung machte mich unruhig. Normalerweise endet mein wöchentlicher Blog immer am Sonntag, aber schreiben tue ich ihn meistens Montag. Aufgrund des obigen Sachverhaltes lasse ich diesen Blogbeitrag nun aber erst am Montag enden. Nach einem Telefonat am Montagmorgen entnahm mir meine Hausärztin aus dem Rachen und der Nase Material für einen PCR-Test und ich blieb dann den gesamten Tag zu Hause und trainierte natürlich auch nicht. Am Abend bekam ich dann zum Glück das Ergebnis, dass ich negativ getestet wurdeMir fiel ein Stein vom Herzen. Ich bin zwar nicht sonderlich ängstlich, aber mich mit dem Corona Virus zu infizieren, möchte ich mich auch nicht. Schon vor diesem Erlebnis hatte ich einen Termin für eine dritte Impfung im Dezember vereinbart und die Notwendigkeit hat sich aus meiner Sicht absolut bestätigt.

Wochenkilometer: 58,1 km
Kilometer insgesamt: 1.386,6 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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Comments

  • Herzlichen Dank für deinen Tipp und deine Wünsche
    für mein Ziel, Stefan!
    Dann werde ich die Batterie wechseln!

    Posted vor 2 Jahre by Rainer Ziplinsky
    • Alles Gute für Dein Ziel Rainer.
      Wir vom Team "1001 Strecken" drücken Dir die Daumen.
      p.s. Was macht eigendlich Dein Vorhof?
      Das Thema hat mich dieses Jahr sehr beschäftigt.

      Lass Dich nicht überholen
      Holgi

      Posted vor 2 Jahre by Holger März
  • Hi Rainer,
    Betr. …. Die ersten km mit 150 Puls…
    Das Phänomen beobachte ich bei mir dann wenn die Batterie meines Forerunner- Gurts zur Neige geht (oder schon leer ist) Dann nimmt die Garmin die HF von der Hand und da haut- zumindest bei mir- die Pulsanzeige die ersten km immer massiv drüber bevor sie sie sich auf halbwegs realistisches Niveau einpendelt.
    Alles Gute für dein Ziel! Lg Stefan

    Posted vor 2 Jahre by Stefan Marouschek

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