Ohne längere Läufe zum Marathon

Noch 147 Tage bis Rainer Ziplinsky, Gründer von ZIPPEL’S Läuferwelt noch einmal einen Marathon laufen will. Und das mit 70 Jahren! Er hat sich hohe Ziele gesetzt und ist fest entschlossen, die 42,195 Kilometer in unter 3:30 Stunden zu schaffen. In diesem Blog berichtet er über seine Vorbereitung, seine Ziele und von den Höhen und Tiefen, die das Lauftraining mit sich bringt.

Nun neigt sich unser Urlaub auf Teneriffa schon wieder dem Ende entgegen. Am kommenden Mittwoch geht es zurück nach Kiel. Damit ist das Laufen in kurzen Hosen wohl erst einmal vorbei und warme Laufbekleidung, Mütze und Handschuhe gehören in der nächsten Zeit zur normalen Ausstattung. Bis zum gestrigen Sonntag bin ich während dieses Urlaubs tatsächlich täglich gelaufen und habe dabei bisher 133 Kilometer zurückgelegt. Die letzten drei Urlaubstage plane ich hier auch noch zu laufen, damit wird sich das Pensum auf etwa 165 Kilometer erhöhen. Den Gedanken, gegen Ende dieses Urlaubs einen Trainingslauf über die Halbmarathondistanz zu laufen, habe ich vorerst verworfen. Das erscheint mir in Anbetracht des ohnehin schon gesteigerten Trainingsumfangs zu diesem Zeitpunkt doch zu viel des Guten.

Immer wieder erhalte ich persönliche Nachrichten, die sich inhaltlich mit der Frage meines Trainings beschäftigen. Meiner Meinung nach bin ich an dieser Stelle schon sehr häufig auf das Thema eingegangen und habe meine grundsätzliche Einstellung zum Training erläutert. Es gibt scheinbar doch eine beträchtliche Anzahl von Läuferinnen und Läufern, die sich nicht vorstellen können, ohne längere Läufe erfolgreich zu sein. Wie man aus meinem Trainingsverlauf ersehen kann, versuche ich möglichst häufig zu Laufen, um einen entsprechenden Trainingsumfang zu erreichen. Dabei wird deutlich, dass ich lieber in sieben Tagen 90 Kilometer als an drei Tagen jeweils 30 Kilometer laufe. Bei beiden Methoden kommt man jeweils auf 90 Wochenkilometer. Aber ich bin auch wegen meiner Vergangenheit von meiner Methode überzeugt. Ich kann an dieser Stelle von einigen persönlichen Beispielen absolvierter Wettkämpfe berichten. Mit der Eröffnung von ZIPPEL’S Läuferwelt Ende 1982 habe ich mein damaliges Training von heute auf morgen in etwa um die Hälfte reduziert, was einem Umfang von etwa sechzig bis neunzig Kilometer pro Woche entsprach. Eigentlich konnte man bei mir auch nicht mehr von Training sprechen, sondern lediglich von Laufen. Training bedeutet für mich ein Laufen nach Plan, wobei Belastung und Erholung individuell gut aufeinander abgestimmt sind. Beim Laufen sind die bestimmenden Faktoren die Zeit und die Lust und es gibt keine geplante Abstimmung mehr von Belastung und Erholung. So bin ich dann einige Jahre nur noch gelaufen und habe von Zeit zu Zeit auch an Wettkämpfen teilgenommen. 

Zum Beispiel an den Deutschen Marathonmeisterschaften 1985 in Frankfurt. Ohne längere Läufe konnte ich bis auf eine Sekunde an meine Bestzeit von 2:25,23 Stunden heranlaufen, obwohl ich unterwegs sogar noch eine Minute mit Seitenstichen am Rand stehen geblieben war. Am 27. Februar 1988 gewann ich beim Wintermarathon der LAV Husum in 2:32,02 Stunden. Ich lief in diesem Rennen vom ersten Meter an allein vor dem Feld. Meine längsten Läufe dafür waren 25 Kilometer, allerdings meistens im vier Minutenschnitt oder schneller. 1994 überredete mich Günther Stachel, seines Zeichens erster Vorsitzender der LG Albatros, am Abend vor der 100 Kilometer Veranstaltung in Neuwittenbek, einem kleinen Dorf bei Kiel, zur Teilnahme über die halbe Distanz. Also startete ich am nächsten Morgen um 6 Uhr zu meinem bisher längsten Lauf über 50 Kilometer. Bei Kilometer 42 hatte ich exakt 2:48 Stunden auf der Uhr, konnte aber die letzten acht Kilometer den vier Minuten Schnitt nicht mehr ganz halten und lief letztendlich in einer Zeit von 3:22 Std. ins Ziel. Und zu guter Letzt als Beispiel mein bisher letzter Marathon in Hamburg im Jahr 2005. Mein Ziel waren die drei Stunden, geschafft habe ich die Distanz dann in 2:54 Stunden. Auch hier lief ich während der Vorbereitung von Dezember bis April lediglich einen Lauf über vierundzwanzig Kilometer. Aber in der gesamten Vorbereitungszeit lief ich fünf bis sechs Mal pro Woche und erreichte dabei regelmäßig siebzig bis achtzig Kilometer. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen habe ich das entsprechende Selbstvertrauen in meine Ausdauerfähigkeit und werde so wie bisher weitermachen. Die aufgezeichneten Beispiele bedeuten allerdings auch nicht, dass die Ergebnisse mit längeren Läufen möglicherweise nicht besser ausgefallen wären, zeigen aber andererseits auch, was ohne sie möglich sein kann. Ich bin jetzt bei achtzig Kilometer in der Woche angekommen und werde versuchen, mein Pensum behutsam noch weiter zu steigern. Zum jetzigen Zeitpunkt plane ich tatsächlich auch einige längere Läufe von zwei bis zweieinhalb Stunden ein und bin gespannt, ob mir das gelingt und wie ich diese Distanzen körperlich verkrafte.

Wochenkilometer: 80,6 km

Kilometer insgesamt: 1.611 km

Auf Instagram und Strava könnt ihr noch mehr über meine Marathonvorbereitung erfahren.

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